Noch lange bevor ich über Wörter wie Attachment Parenting oder
bindungsorientiert gestoßen bin, habe ich genau das instinktiv getan. Auf mein
Baby eingehen, so wie es mir möglich war. Dabei bin ich auf jede Menge Kritik
gestoßen. Du kannst Dich nicht immer nach Deinem Kind richten. Wenn Du Dein
Kind bei Dir im Bett schlafen lässt, wirst Du es nie wieder los. Nimmst Du es
immer hoch, wenn es weint, dann wirst Du es noch mit 5 durch die Gegend tragen.
Das sind nur einige Beispiele zahlreicher Kommentare von außen.
Ich habe mich abgekämpft, ich habe alles gegeben. So wie es jede Mutter, auf
ihrer Art, eben tut. Ich habe immer gesagt, ich habe kein Schreibaby, weil
ich alles dafür getan habe, dass es so wenig wie möglich weint. Ich habe mich
nahezu aufgegeben, für mein Baby. Bin verzweifelt, weil es doch immer so
unglücklich schien. Scheinbar immer was an mir zu kritisieren hatte.
Vor nicht allzu langer Zeit, es hat also fast 2 Jahre gedauert, bin ich über
den Begriff High Need Baby gestoßen. Und diese Erfahrungen, die da beschrieben
werden, sind meine.
Was ist ein High Need Baby? Dieser Begriff kommt aus den USA. Genauer gesagt
von Dr. William Sears. Er selbst hat 8 Kinder. Aber die ersten 3 waren
"einfache" Kinder. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte auch er, wenn
Eltern ihnen von ihren immer fordernden Kindern berichten, dass diese
übertreiben.
Auch ich durfte mir von meiner Kinderärztin anhören, dass aktive Kinder nun
mal eben anstrengender sind wie ruhigere. Ja logisch, ganz doof bin ich ja auch
nicht. Aber es war anders. Mein Gefühl sagte mir einfach es ist nicht nur ein
aktives Kind.
Ich war nie die Leseratte, aber da ich ja scheinbar nach außen nicht weiter
kam, habe ich eben selbst die Recherche übernommen. Dabei bin ich auch über das
Buch von Nicola Schmidt gestoßen
welches sich artgerecht
nennt. Da stand dann zum Beispiel auch drin, dass Babys Evolutionsbedingt
Frühchen sind. Sie kommen zu früh entwickelt auf die Welt, weil sie sonst schlichtweg zu groß für unser Becken wären. Sie müssten eigentlich noch
ca 3 weitere Monate bei Mama im Bauch bleiben. Was sicher auch zur Folge hat,
dass so viele Kinder gerade in den ersten 3 Lebensmonaten
"Schwierigkeiten" haben.
Jedoch waren wir bereits weit über die 3 Monate hinweg und es kam nur wenig
Veränderung. Auch gesundheitlich war abgeklärt, dass es nichts Körperliches
war. Und wenn ich heute die Kriterien lese, welche High Need Babys beschreiben,
dann bin ich mir sicher, Anton ist so eines.
Dr. William Sears hatte dann bei seinem 4ten Baby plötzlich zu Hause, was
andere Eltern ihm zuvor immer wieder mal beschrieben haben. Zusammen mit den
Eltern aus seiner Praxis und den eigenen Erfahrungen mit seiner Tochter, hat er
12 Kriterien entwickelt, woran man High Need Babys erkennen kann.
1. "Intense" Eine sehr intensive Betreuung des Babys
Bedürfnisse, die sie haben, müssen sofort, hier und jetzt befriedigt werden.
Es gibt keine Grauzonen. Meistens sind sie sehr Mama orientiert. Es sind sehr
aktive und neugierige Babys
2. "Hyperactive" Babys die fast Hyperaktiv wirken
Dabei spricht Sears nicht davon, dass diese Babys ADHS haben, sondern sie im
Vergleich, sowohl körperlich ,wie auch geistig, sehr aktiv sind.Sie wirken selten
entspannt
3. "Draining" anstrengendes Baby
Die Babys fordern alles von den Eltern ab. Im Vergleich zu anderen Müttern,
wirkt man immer erschöpfter und ausgepowerter.
4. "Feeds frequently" Das Baby möchte ständig gefüttert werden
Das Stillen ist nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Nähe, die sie immer
wieder suchen.
5. "Demanding" forderndes Baby
Sie genießen es nicht einfach nur getragen und gestillt zu werden, sondern
sie erwarten es. Das Baby kennt seine Bedürfnisse sehr gut
und fordert diese lautstark ein. Daher gibt es auch wenig Alternativen.
Schnuller, statt jedes Mal stillen, wird zum Beispiel nicht akzeptiert.
6. "Awakens frequently" Das Baby wacht ständig auf
Von allem fordert es mehr ein, aber Schlaf braucht es weniger wie andere
Babys.
7. "Unsatisfied" unzufriedenes Baby
Manchmal hilft einfach nichts. Kein stillen, tragen, schaukeln usw. Es wirkt
einfach unglücklich
8. "Unpredictabel" unberechenbares Baby
Alles was gestern noch funktioniert hat, kann heute schon wieder ganz anders
sein. Man ist immer auf der Suche, eine passende Routine zu finden.
9. "Super-Sensitiv" übersensibles Baby
Sie lieben die Routine, weil es für sie planbarer ist. Zu viele Reize
bringen sie oft aus der Fassung. Dies zeigen sie lautstark.
10. "Can´t put Baby down" Das Baby lässt sich nicht ablegen
Diese Babys wollen einfach immer getragen werden.
11. "Not a self-soother" Das Baby kann sich nicht selbst beruhigen
Was bei vielen Babys nur Anfangs ein Problem darstellt, hält hier länger an.
Sie brauchen viel Hilfe beim beruhigen und in den Schlaf finden
12. "Separation sensitiv" Diesen Babys fallen Trennungen
schwer
Oft ist der Trennungsprozess bei diesen Babys viel länger. Bei Sears seiner
Tochter war erst ab 3,5 Jahren eine Trennung von der Mama möglich und das auch
nur bei vertrauten Personen.
Inzwischen bin ich selbstbewusster geworden, um mich nicht jedes Mal
verunsichern zu lassen von anderen Personen, die meinen ich würde mein Kind zu
sehr verwöhnen, wenn ich immer auf ihn eingehe. Auch dazu hat Nicola Schmidt in
ihrem Buch tolle Worte gefunden. Wir selbst verwöhnen uns doch auch gerne, aber
den Babys, die noch so völlig unbedarft sind, denen schreibt man es nicht zu?
Man kann ein Kind nicht verwöhnen, indem man Bedürfnisse befriedigt.
Im Internet bin ich auch noch auf 2kindchaos gestoßen. Vielleicht habt ihr auch Lust bei ihm im Blog vorbei zu schauen und zu lesen wie sich ihre Kinder unterscheiden.
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